Der Hauptmann der Garde


So um 1200, also vor gut 800 Jahren, gab es eine Stadt mit rund einer Million Einwohner. Paris hatte damals gerade mal so 120 000. Hinzu kam, dass Paris eine Infrastruktur hatte, die zum Himmel stank, im wahrsten Sinne des Wortes. Die Hygiene damals, wenn man überhaupt von Hygiene sprechen kann. Die Stadt war ein Eldorado für jegliches Ungeziefer und somit für Krankheiten aller Art.
Angkor Thom hingegen mit wenigstens acht Mal so viel Bewohnern und Temperaturen um die dreißig Grad im Durchschnitt schien mit einer modernen und von vernünftigen Überlegungen gekennzeichneten Struktur geprägt gewesen zu sein. Wo diese Superstadt lag? Sie ist heute ein beliebtes Touristenziel und nennt sich Angkor Wat in Kambodscha. Von den vielen Tausenden Holzbauten der normalen Bewohner ist nichts mehr zu finden. Aber die Tempel und Skulpturen der Mönche und Herrscher zeugen noch heute von der Macht und der Pracht des Khmer Reiches vor 800 Jahren.
Die damaligen Herrscher zwischen 1150 und 1200 waren König Suryavarman II. und dessen Sohn Yashovarman II.
Bedauerlicherweise kam und kommt es immer wieder dazu, dass Wohlstand, Glanz und Reichtum den Neid der Nachbarherrscher wecken.
Yashovarman II. (1160-1165) war Buddhist. Allerdings muss erwähnt werden, dass er der Zweitgeborene war, also eigentlich nicht der Thronfolger. Das war Yashovarmans II. älterer Bruder. Doch der verließ das Khmerreich und ging gut betucht ins Exil. Er soll in Annan Zuflucht gefunden haben, dem Stammgebiet der Champa. Weshalb nun der zweitgeborene König wurde, ist nicht überliefert. Vielleicht ein Kompromiss, weil der Ältere nicht wollte.
Bei den Religionen war es so, dass damals die Religionen mit den Herrschern wechselten. Mal mehr Hinduismus, dann wieder Buddhismus. Deshalb sind auch die Symbole mehrerer Religionen in Angkor zu finden. Shiva, Vishnu und Kali neben Buddha und hier und da auch mal ein Bildnis aus der Zeit, als noch ein Naturglauben praktiziert wurde und dazwischen auch die Symbole der Tierkreiszeichen.
Über Yashovarman II. ist jedoch nicht viel bekannt. Er wurde von einem Hofbeamten oder Stammesführer ermordet. Dieser Usurpator mit Namen Tribhuvanadityavarman verlor seinerseits das Leben, als die Champa, durch einen Bootsangriff über den Tonle Sap See 1177 Angkor einnahmen. Nun war es an dem älteren Bruder, das Khmer Reich zu retten. Er kehrte zurück und führte eine Art Guerilla-Krieg gegen die Cham-Besatzer.
Die Champa wurden schließlich besiegt und vertrieben. 1181 bestieg der Bruder als Jayavarman VII. den Thron. Nach einer gelungenen Konsolidierung seiner Macht unternahm er einen Rachefeldzug gegen das Kerngebiet der Champa und eroberte es. Unter ihm wurde der Khmer-Machtbereich möglicherweise noch weiter ausgedehnt. Im Westen erstreckte es sich bis zur malaiischen Halbinsel. Im Osten bis an das chinesische Meer.
Javavarman VII. ließ Angkor Thom erweitern und umgab es mit einer Mauer. Außerdem wurde in seiner Zeit der berühmte Tempel Angkor Wat mit den drei Türmen, welche geschlossene Lotosblüten stilisieren, erbaut. Was die Namen der Herrscher betrifft, die sind für unsere mittel-europäischen Zungen schwierig auszusprechen. Sie stammen aus dem indischen Sanskrit.
Die meisten Herrschernamen haben die Endung –varman-. Das bedeutet, sie sind geschützt. Generell kann gesagt werden, dass die Laut- und Schriftsprache dieser Regionen, also des heutigen Thailand, Kambodscha, Burma und Laos ihre Wurzeln im indischen Sanskrit haben. Es gab jedoch keine allgemeine Schulpflicht, so das nur wenige lesen und schreiben konnten. Meist war es die religiöse Oberschicht, welche die Zeit und die Möglichkeit hatte, diese Fertigkeiten zu erlernen. Im Volk gab es eine Vielzahl von teils ähnlicher, aber auch sehr verschiedener Umgangssprachen. Ein geschichtliche Besonderheit ist der Umstand, dass das Khmerreich von den Überfällen der Mongolen verschont blieb. Warum auch immer?
Und in genau dieser Zeit handelt unsere Geschichte. Von den bekannten geschichtlichen Fakten hinein in das historische Geschehen. Das bedarf nicht nur Fantasie, es erfordert auch ein Mindestmaß an Einfühlungsvermögen in die Denk- und Lebensweise der Khmer.

Unsere Vorfahren waren hier und da unterschiedlich entwickelt.Aber geprügelt haben sich fast alle!


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142 Seiten, als EPUB-Datei für 2 Euro. Lieferbar ab Oktober 2023.

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